Matthäus 25. 1-13
Die zehn jungen Frauen
und die Frage nach der Klugheit
Georg Rieger, Nürnberg
Guten Morgen zur Bibelarbeit!
Heute ist ein weiteres Gleichnis an der Reihe. Und was für eins! Wieder geht es um die Klugheit. Diesmal um die von Jungfrauen. Wenn man der Überschrift trauen kann.
In der Kirchentagsübersetzung geht die Geschichte so:
1Dann wird die gerechte Welt Gottes zu vergleichen sein mit zehn jungen Frauen, die ihre Fackeln nahmen und sich aufmachten, dem Bräutigam entgegenzugehen. 2Fünf von ihnen waren gedankenlos und fünf klug: 3Die sich keine Gedanken machten, nahmen ihre Fackeln mit, aber kein Öl. 4Die Klugen nahmen zu ihren Fackeln auch Krüge voll Öl mit. 5Als nun der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle müde und schliefen ein. 6Um Mitternacht dann lautes Rufen: „Da! Der Bräutigam! Macht euch auf, geht ihm entgegen!“ 7Da wachten die jungen Frauen alle auf und machten ihre Fackeln zurecht. 8Die Gedankenlosen sagten zu den Klugen: „Gebt uns von eurem Öl, sonst verlöschen unsere Fackeln!“ 9„Auf keinen Fall,“ antworteten die Klugen, „für uns und euch reicht es nicht. Geht doch zu den Händlern und kauft euer eigenes.“ 10Während sie noch unterwegs waren um einzukaufen, kam der Bräutigam. Die vorbereitet waren, gingen mit ihm zum Hochzeitsfest hinein. Die Tür wurde verschlossen. 11Später kamen auch die übrigen jungen Frauen und riefen: „Herr, Herr, mach uns auf!“ 12Er antwortete aber: „Im Ernst, das sage ich euch: Ich kenne euch nicht.“ 13Also bleibt wach! Denn ihr kennt weder den Tag noch die Stunde.
So ist das also in der gerechten Welt Gottes: Die genug Öl dabei haben, kommen zum Feiern rein, den Gedankenlosen wird die Tür vor der Nase zugeknallt: Selber schuld! Wie im richtigen Leben halt. Warum auch anders? Ein Kapitel aus dem Handbuch für heranwachsende Frauen, die lernen sollen, wie sie das Leben nicht verpassen?
Ich habe keine halbwüchsige Tochter. Aber zwei halbwüchsige Söhne. Und von daher weiß ich – und werde an meine eigene Jugend erinnert: Vorausschauendes Handeln ist die Stärke dieser Altersgruppe nicht. Wird sich hier gar über pubertierende Planlosigkeit lustig gemacht?
So ist das ja mit manchen Gleichnissen, dass die Geschichte und die Aussage oberflächlich ganz einfach sind. Oft auch vermeintlich herzlos und ungerecht: Die eh schon viel haben, bekommen noch mehr. Die Vorsichtigen gehen leer aus. Lohn gibt es für die Faulen wie für die Fleißigen denselben und sogar Menschenleben werden geopfert, um Hochzeitsgäste zu laden. Und dann wird einer hinausgeschmissen, weil er nicht richtig gekleidet ist. Geradezu grausam.
Ich spiele auf andere Gleichnisse an, die im Umfeld dieses für heute ausgewählten Textes stehen, und die jeweils einer Interpretation bedürfen. Aber das ist natürlich auch der Sinn und Zweck eines Gleichnisses. Im Zentrum steht die Frage, wofür ist das ein Gleichnis und welche Elemente der Geschichte stehen für was?
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