‚Implementieren‘ bedeutet so viel wie:
Regeln, Standards oder Vorgaben in einem Handlungsbereich umsetzen oder anwenden.
Ich bin auf einer Tagung in Hannover.
Beginn 10.30 Uhr, Ende 16.30 Uhr, Großer Seminarraum, Teilnehmerzahl etwa 25 Personen.
Schon im Vorfeld ist klar: dieses Setting sprengt die Möglichkeiten meiner Hörgeräte komplett.
Wenn ich von dieser Tagung irgendetwas mit nach Hause nehmen will, dann muss ich meinen ‚Hörkoffer‘ einsetzen.
Ihr wisst doch noch: das ist dieses System mit der tragbaren Induktionsschleife, das die Töne
unter Verwendung der T-Spule in den Hörgeräten über fünf Sprechermikrophone direkt in
meine Hörgeräte überträgt.
Ich teile also gleich zu Beginn der Tagung die fünf Mikrophone aus, und erkläre, wie sie verwendet werden:
Jeder, der spricht, nimmt sich ein Mikrophon, drückt dessen Aktivierungsknopf und hält den
Knopf so lange gedrückt, wie er spricht.
Einzige Ausnahme: Das Moderatorinnenmikrophon.
Das geht nämlich automatisch an, wenn die Moderatorin spricht, und es dominiert alle anderen Mikrophone.
Die Umsetzung funktioniert von vorneherein recht gut.
Und wenn jemand doch vergisst, sich beim Sprechen ein Mikrophon zu nehmen, dann greift jedes Mal – und das muss ich an dieser Stelle wirklich deutlich betonen: jedes Mal! – die Moderatorin ein und ruft: „Mikrophon!“
oder: „Das Mikrophon liegt hier vorne!“ oder „Erst das Mikrophon nehmen!“.
Dann hört der Sprechende auf zu sprechen, nimmt sich ein Mikrophon, drückt den Knopf und spricht erst
dann weiter.
Im Laufe des Vormittags gewöhnt sich die Gruppe an den Gebrauch der Mikrophone, und am Nachmittag ist das Ganze für alle selbstverständlich geworden.
Deshalb verwenden sie die Mikrophone auch einfach weiter, als ich kurz vor Ende des Seminares zur Toilette gehe und dazu natürlich den Raum verlasse.Das versetzt mich in die Lage, selbst auf Toilette noch alles mitzubekommen, was im Seminarraum neben mir gesprochen wird.
‚Ist ja witzig!‘ denke ich.
Aber auch: ‚In diese Gruppe hat sich für diesen Tag das System ‚Hörkoffer‘ vollständig implementiert!‘
Ich jedenfalls habe den ganzen Tag über ausgezeichnet gehört – sogar beim Gang auf das eigentlich ‚stille Örtchen‘.

Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin