Ich habe Dienstbesprechung im Zentrum für Seelsorge und Beratung.
Gerade haben wir einen Vortrag gehört, und jetzt machen wir eine Partnerübung.
Die geht so: Einer der beiden Partner beginnt, ein Märchen zu erzählen.
Das macht er etwa zwei bis drei Sätze lang.
Dann übernimmt der andere Partner.
Der beginnt mit dem Ausruf:
„Ja, genau!“, und erzählt das Märchen zwei bis drei Sätze weiter.
Dann übernimmt wieder der erste Partner.
Auch er beginnt nun mit dem Ausruf:
„Ja, genau!“, ehe er das Märchen wiederum zwei bis drei Sätze weiter erzählt …
Ich mache die Übung mit meinem neben mir sitzenden Kollegen.
Das ist er übrigens:

Und einen Namen hat er auch: Er heißt Hans Jürgen Bollmann.
Der Kollege beginnt: „Ich will dir jetzt das Märchen vom Froschkönig erzählen.
Aber vom Froschkönig hier im Zentrum für Seelsorge und Beratung …“
„Ja, genau!“, fahre ich fort.
„Der hatte sich doch hinter dem Kopierer versteckt!
Aber alle dachten zuerst, dass da eine kleine Maus sei.
Weil immerzu spitze Bissspuren im Kopierpapier waren …“
„Ja, genau!“, antwortet mein Kollege.
„Aber es gab eindeutige Indizien, die gegen eine Maus sprachen.
Etwa, dass hinter dem Kopierer immer wieder froschgrüne Schatten auftauchten …“
„Ja, genau!“, bestätige ich.
„Und auch, dass es dort ständig unerklärliche Wasserpfützen gab.
Die sogar die Elektrik des Kopierers zu zerstören drohten …“
„Ja, genau!“, fährt mein Kollege fort.
„Und dann entdeckten wir ein weiteres Indiz:
Eine deutliche Schleimspur.
Die konnte nur von einem Frosch stammen …“
„Ja, genau!“, antworte ich.
„Und den endgültigen Beweis hatten wir, als wir auf dem Kopierer einen Klumpen aus Goldfäden fanden.
Die stammten nämlich von der Kugel der Prinzessin …“

„Ja, genau!“, bestätigt mein Kollege.
„Und damit stand fest: Es ist der Froschkönig.
Er hat im Zentrum für Seelsorge und Beratung eine neue Heimat gefunden.“
Unser Märchen ist zu Ende erzählt, und wir haben unglaublich viel Spaß bei dieser Partnerübung gehabt!
Wir haben aber auch gemerkt:
Unser Märchen vom Froschkönig konnte nur entstehen, weil wir einander aufmerksam zugehört haben!
Und noch was:
Ich konnte natürlich nur deshalb so aufmerksam zuhören, weil ich meinen Roger als Hörhilfe verwendet habe.
Und weil mein überaus aufmerksamer Kollege mich zu Beginn unserer Partnerübung erst einmal gefragt hat, ob ich ihn auch gut verstünde.
Habe ich!

Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin