Trau dich!
Wir sind im Seminar.
Die Professoren halten ihre Vorträge
.
Die Lautsprecheranlage und meine

Hörgeräte sind gut aufeinander abgestimmt.
Außerdem werden die Vorträge von PowerPointPräsentationen untermalt.

Ich kann verstehe alles und kann gut folgen.

Auch die Redebeiträge der Teilnehmer verstehe ich, weil alle in die Mikrofone sprechen.

Aber dann kommt eine Aufforderung: „Gehen Sie jetzt bitte in Kleingruppen, und tauschen Sie sich dort über folgende Bibeltexte aus!

Habe ich jetzt ein Problem?
Kleingruppenarbeit geht für mich trotz der Hörgeräte eigentlich nicht
mehr!

Ich frage meine Kleingruppenteilnehmer, ob sie etwas dagegen haben, sich der FunkmikrofonAnlage zu bedienen.
Immerhin heißt das für sie, sich ein Funkmikrofon umzuhängen und beim Hineinsprechen jedes Mal daran zu denken, den roten Aufnahmeknopf zu drücken.
Meine Kleingruppenteilnehmer gehen offen auf mein Anliegen ein, lassen sich bereitwillig die Funktionsweise der Mikrophone erklären und verwenden sie ausgesprochen zuverlässig.

Ich kann mich gut an dem Gespräch beteiligen, weil ich alles und alle höre.

Ich höre auch, wie eine Teilnehmerin sagt:
Wir sind doch alle freundliche Menschen.
Deshalb
geben wir uns auch Mühe mit dir.“

Dieser Satz begleitet mich noch über die Kleingruppensitzung hinaus.

Mir fällt eine Aufforderung aus der Bibel ein: „Seid untereinander freundlich und herzlich …“heißt es da.

Auf dieser Fortbildung ist das wahr geworden: alle waren freundlich und herzlich zu mir.

Aber noch etwas anderes hat sich bewahrheitet:
Dass es gut ist, mich zu trauen über meine Hörbehinderung offen und leistungsorientiert zu sprechen.

Also: Trau dich!

Nachtrag zur Abendgestaltung:
Am zweiten Abend sehen wir einen Film. Ich sage der Gruppenleitung dass ich Filme nur noch mit
Untertiteln für Schwerhörige hören kann. Die Antwort das haben wir schon so eingestellt.
Ich bin
verblüfft.
Und freudig überrascht: die Veranstaltungsleitung hatten hatte mich und meine Schwer
hörigkeit so im Blick, dass ich sie gar nicht mehr ansprechen musste.

Beate Gärtner, Beauftragte für Schwerhörigenseelsorge der Ev.luth. Landeskirche Hannovers