Ich bin in Hannover, es ist wunderbares Wetter, und ich habe nach einem langen Vormittag eine kurze Mittagspause.
Nach Hause zu fahren, lohnt sich nicht, und außerdem verlockt die Sonne dazu, draußen zu verweilen.
Ich gehe also in den nahegelegenen Anna Park, und ich habe Glück: direkt vor einem der Teiche ist eine Bank frei.
Ich setze mich und blicke über den Teich zum gegenüberliegenden Ufer und in den blauen Himmel.
Dann schließe ich die Augen, um mich vom Licht der Sonne wärmen zu lassen.
Eine halbe Sekunde später öffne ich die Augen wieder.
Hinter mir macht sich ein unerträglicher Lärm breit.
Woher kommt der?
Ich brauche eine Weile, um es zu erkennen.
Dann weiß ich es: er kommt von dem riesigen Aufsitzrasenmäher, den ich beim Gang zu den Teichen schon gesehen habe. Der gehört zum Annabad, das direkt neben den Annateichen liegt, und wo just in dem Moment, als ich meine Augen geschlossen habe, mit dem Rasenmähen begonnen wird.
Mist!
Dann wird es hier wohl nichts mit einer ruhigen Mittagspause.
Oder doch?
Ich teste doch immer noch meine Hörgeräte. Und da gibt es eine besondere Funktion:
„Umgebungen stummschalten“ heißt die:

Ich stelle sie an.
Augenblicklich stellt sich Stille ein.
Wunderbar!
Ich blicke noch einmal über den Teich:

Erst jetzt – in der Stille – bemerke ich die gelben Schwertlilien.
Und sofort fallen mir dazu natürlich die passenden Sätze aus der Bibel ein:
„Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen:
Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.“
Und dann denke ich noch:
„Manchmal ist es auch richtig gut, schwerhörig zu sein!“
Na ja, jedenfalls hatte ich eine sehr erholsame Mittagspause im Anna Park.

Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin