Kennt ihr das?
Ihr wacht im Winter morgens auf und denkt:
„Wird es denn heute gar nicht hell?“
Ihr geht zum Fenster und schaut raus.
Und dann wisst ihr auch, warum es scheinbar nicht hell geworden ist:
Dicker Winternebel hat die gesamte Landschaft in grau-weiße Watte gepackt.
Die Konturen der beiden mächtigen Eichen vor eurem Fenster könnt ihr kaum noch erkennen.
Sie verschwimmen im nebligen Dunst.
Euch fröstelt, und am liebsten würdet ihr wieder in eurer Bett zurück kriechen.
Für die Anforderungen des Tages fühlt ihr euch bei diesem Ausblick jedenfalls nicht gewappnet.

Ein anderer Morgen im Winter.
Ihr wacht auf und seht auf eurer Bettdecke einen zarten Lichtstreifen.
„Woher kommt der?“, denkt ihr.
Ihr steht auf, geht zum Fenster und guckt raus.
Der Ausblick hat sich entscheidend geändert.
Nun zeichnen sich die Konturen der beiden mächtigen Eichenbäume klar und deutlich und schwarz vor ihrem Hintergrund ab.
Und was für einen Hintergrund!
Aber seht selbst:

Wie schön!“ denkt ihr, als ihr seht, wie das Rot gemeinsam mit dem Orange und dem Gelb das Grau des Himmels verdrängt, und die Morgenröte den beginnenden Aufgang der Sonne ankündigt.
Ihr freut euch auf diesen Tag und seine Verheißungen.
Warum ich euch das erzähle?
Weil sich so für mich ein Aufwachen ohne Hörgeräte oder mit Hörgeräten anfühlt:
Lasse ich sie weg, bleibt alles dumpf und grau.
Stecke ich sie in meine Ohren wird alles klar und deutlich und farbig und leuchtend, und der Tag kann beginnen!

Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin