Eigentlich hatte ich gedacht, ich würde meine neuen Hörgeräte schon gut kennen.
Bis ich im letzten Monat einen Gesprächstermin mit einer meiner Klientinnen hatte.
Die probiert nämlich gerade verschiedene Hörgeräte aus und fragte mich deshalb:
„Und mit Ihren Hörgeräten können Sie auch telefonieren?“
„Ja“, antwortete ich. „Sie sind mit meinem iPhone gekoppelt, und damit telefoniere ich dann.
Die Klientin fragte weiter: „Und dabei müssen Sie Ihr iPhone auch nicht mehr in der Hand
halten!?
Weil alles, was Sie sagen, von Ihren Hörgeräten direkt zu Ihrem iPhone übertragen wird!?“
Bei mir taten sich Fragezeichen auf.
„Das weiß ich gar nicht“, musste ich bekennen, „aber ich frage mal meinen Hörakustiker.

Zwei Wochen später bin ich mit meinen beiden jüngsten Töchtern im Urlaub, und mein Sohn
ruft an.
Ich halte, wie ich es gewohnt bin, mein iPhone in der Hand und spreche in dessen Mikrophon.
Da fragt mein Sohn:
„Sind Eva und Elsi auch im Raum?
Ich höre ganz deutlich, was sie sagen!“
„Wie?“, du hörst das?“ frage ich ungläubig.
„Ja klar, alles klar und deutlich!“, antwortet er.
Aus dem Hintergrund tönt es von Eva:
„Aber Mami, das ist doch wohl klar!
Deine Hörgeräte ‚hören‘ uns und senden das dann über Bluetooth ans iPhone weiter!
Und wenn du selbst sprichst, dann hören die das natürlich auch!
Sogar noch besser.
Du bist ja näher dran!“
Dann folgt ein Giggeln, Kichern und Pruschen.
Eva und Elisabeth lachen sich über die technische Zurückgebliebenheit ihrer Mutter schlapp.
Na ja. So ist das halt als Mutter.
Aber zumindest habe ich dadurch begriffen:
Ich muss mein iPhone nicht in der Hand halten, um zu telefonieren.
Weder zum Hören. Noch zum Sprechen.
Aber kann ich eigentlich auch Anrufe entgegen nehmen, wenn ich mein iPhone gerade nicht
in der Hand halte?
Direkt an den Hörgeräten?
Nachdem der Urlaub zu Ende ist, gucke ich noch mal in die Gebrauchsanweisung.
Das Ergebnis:
Wenn meine Hörgeräte mit dem iPhone gekoppelt sind, dann kann ich auch durch einfachen Tastendruck auf den kleinen Hebel hinterm Ohr ein Gespräch annehmen.
Das iPhone muss sich dazu nur in Bluetooth Reichweite befinden.
Das muss ich natürlich sofort ausprobieren!
Aber dazu benötige ich meinen Mann.
„Kannst du mich mal anrufen?“, frage ich ihn und lege mein iPhone auf unseren Esszimmertisch:
Dann gehe ich in die angrenzende Küche.

Als der Anruf meines Mannes eingeht, und ich auf meinen Hörgeräten den Klingelton höre,
drücke ich auf den kleinen Hebel:
Sofort habe ich meinen Mann am anderen Ende der Leitung und telefoniere mit ihm.
Wie praktisch! Denke ich.
Und: Man lernt doch nie aus!
Und: Einen lieben Dank an die Klientin, die mich allererst auf die Spur gebracht hat!
(Und auch an deren Sohn, der wohl sie auf die Spur gebracht hat!)

Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin