Ich bin auf Fortbildung.
Auf einem Malkolleg mit dem Thema: ‚Dem Himmel so nah‘.
Schon beim gemeinsamen Kaffeetrinken zu Beginn oute ich mich als hochgradig schwerhörig. Sogleich passiert etwas Bemerkenswertes:
Nein, nicht, dass die Gruppe das aufmerksam zur Kenntnis nimmt, sondern dass sich eine weitere Person als behindert outet!
‚Was für ein schöner ‚Trittbrettfahrer-Effekt‘‘, denke ich.
‚So wünsche ich es mir öfter.‘
Das Malkolleg beginnt.
Ständig wiederkehrende Aufgabe: Himmel und Wolken zu malen oder zu zeichnen oder zu skizzieren.
Wisst ihr eigentlich, dass das unglaublich schwer ist?!
Und sehr viel Konzentration erfordert?!
Deshalb schweigen wir auch die meiste Zeit, was für mich natürlich sehr angenehm ist: wo geschweigen wird, da muss ich auch nicht hören.
Was weniger angenehm ist: es erscheint mir nahezu unmöglich, den Himmel und die Wolken angemessen auf Papier zu bringen!
Meine ersten Versuche scheitern kläglich: Weder mit Bleistift noch mit Pinsel und Acrylfarben bringe ich irgendetwas zustande, dass auch nur annähernd an Himmel und Wolken erinnert.
Dann kommt der dritte Tag, und die Kursleiterin zeigt uns, wie man mit Pastellkreiden malt.
Auch hier misslingt der erste Versuch.
Aber zumindest lerne ich dabei, dass ich immer wieder neue Schichten Pastellkreide aufs Papier bringen muss, um Räumlichkeit zu erzeugen.
So entstehen zwei Bilder, die ich am Ende mit nach Hause nehme: eins mit Himmel und eins mit Wolken.
Nachtrag: Gar keine Wolken gibt es bei dieser Fortbildung in Bezug auf meine Schwerhörigkeit. Gruppe und Kursleiterin sind ausgesprochen zugewandt, fragen immer wieder nach, ob ich auch alles verstünde, und wiederholen, wenn es nötig ist.
In dieser Hinsicht fühle ich mich das ganze Malkolleg über dem strahlend blauen Himmel so nah, wie die kleinen roten Luftballons, die in ihn hinein fliegen…

Beate Gärtner, Schwerhörigenseelsorgerin